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Samstag, 19. Mai 2012

Ristorante Diana in Bologna

Geschmorter Fasan und diverses Gesottenes ...
Vor ein paar Jahren habe ich mich mal beruflich in Bologna aufgehalten. Diese Stadt in der Emilia-Romagna hat zwei Gesichter. Die Außenbezirke, also das, was man im Vorbeifahren sieht, lassen einen aufs Gaspedal treten - nicht sehr attraktiv! Dafür ist die Innenstadt allerdings  wunderschön und unbedingt einen Besuch wert. Ganz in der Mitte steht die Basilika San Petronio. Und zu der Piazza Maggiore vor der Kirche führen sternförmig mittelalterliche Straßen mit arkadengesäumten Häusern und Terrazzo-Böden. 

In einer dieser Straßen, der Via dell'Indipendenza, befindet sich das Ristorante Diana. Hier habe ich italienische Küche - oder um es genauer zu sagen: die Küche der Emilia-Romagna - kennengelernt. Und die sucht wirklich Ihresgleichen. Zudem hatte ich das Glück, die ehemalige Kollegin Daniela an meiner Seite zu haben - eine gebürtige Mailänderin, die sich bestens mit italienischen Gaumenfreuden auskennt.
Auf diesem Wagen gabs nur gekochtes Fleisch, links eine gekochte Gans.

Das Ristorante wirkt von außen schon einladend mit viel Platz in der Außengastronomie. Innen sieht sich der Besucher zurückversetzt in die 20er Jahre. Das Ambiente ist schlicht und elegant, die hintere Wand komplett verspiegelt, an den Wänden Ölbilder, die Tische weiß eingedeckt mit Stoffservietten, die Stühle mit Chippendale bespannt. Ganz besonders positiv fällt mir auf, dass hier sehr viel Personal für das Wohl des Gastes sorgt. Das Publikum ist gemischt: Am einen Tisch ein etwas älteres, augenscheinlich wohlhabendes Paar und am Tisch daneben eine Familie mit drei Kindern. Wir setzen uns in eine Nische und ich schaue mich nach einer Speisekarte um. Es gibt aber keine. "Warten Sie", sagt Daniela,  "ich mach das schon!" Sie winkt einen Kellner in weißer Livree an den Tisch und erklärt ihm in italienisch und gestenreich, dass sie mit Besuch aus Deutschland  hier am Tisch sitzt. Wir alle hätten großen Hunger und würden gerne etwas Typisches aus der Region essen.

Antipasti
Zur Vorspeise stellt uns ein anderer Kellner eine Flasche Olivenöl und einen großen Teller mit Rohkost Gemüse auf den Tisch. Jeder nimmt sich etwas von dem Öl auf den Teller und daneben ein Häufchen Salz. Und dann wird das Gemüse - Staudensellerie, Möhren usw. - in Öl und Salz gedippt. Typisch für die Region und lecker.
Prima Piatti
Dann kommt der erste warme Gang mit drei typischen Pasta-Gerichten der Emilia-Romagna: Spaghetti Bolognese - ist ja wohl auch klar - Tortellini in Butter und ein kleines Stück Lasagne. Am liebsten hätte ich mich ja daran schon satt gegessen. Daniela erklärt, dass in die original Sugo Bolognese keine Tomaten gehören: "Das ist eine reine Fleischsauce!" So richtig überzeugt mich das nicht. In die Sauce vor mir auf dem Teller ist mal mindestens Tomatenmark verarbeitet.
Secunda Piatti
Jetzt wird mir erst richtig bewusst, warum es keine Speisekarten gibt. Die Hauptgerichte werden hier auf einem Wagen von Tisch zu Tisch geschoben. Der Gast sucht sich einfach nach Gusto aus, was am jeweiligen Tag im Angebot ist. Auf einem Wagen lagen nur gekochte Fleischgerichte, unter anderem eine komplette gekochte Gans, außerdem diverse Rollbraten. Auf einem anderen Wagen sehe ich eine Pfanne mit etwa 60 cm Durchmesser. "Das ist geschmorter Fasan", übersetzt Daniela auf Nachfrage. Ich weiß sofort: Das ist meins!! Einfach wundervoll.
Dolci
Daniela fragt den Kellner in Livree, was er als Nachspeise empfehlen könne. "Un momento, per favore", sagt er und holte einen kleinen, weiß gedeckten Wagen, auf dem eine massiv silberne Eismaschine und ein kleines Kännchen steht. Mit einem Eislöffel holt er aus der Eismaschine portionsweise Vanille-Eis und schüttet etwas Schokoladensauce drüber. Er stellt die erste Portion vor Daniela und sagte: "Così facciamo il gelato dal 1920!" ... "So machen wir das Eis seit 1920!"

Wer also einmal die Gelegenheit hat, in Bologna essen zu gehen, sollte sich das Ristorante Diana nicht entgehen lassen. Ich habe - ganz ehrlich - selten so gut gegessen.

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