Die Miesmuscheln werden mit der Öffnung nach unten aufgestellt. |
Tagsüber sind die jungen Leute mit den Kindern am Strand und bleiben oft, bis die Sonne untergeht. Heute ist es anders. Heute soll es Eclades geben, gegrillte Miesmuscheln. Für die Kinder ist das ein echtes Ereignis, und sie sind schon ganz aufgeregt. Yves, das ist der Mann der ältesten Tochter Michelle und ein passionierter Angler, hat vom Fischmarkt einen kleinen Karren voll mit Miesmuscheln mitgebracht. Die Frauen verarbeiten die jetzt weiter. Sie haben auf einen kleinen Tisch ein großes Brett gelegt. Es ist etwa ein mal ein Meter groß und an den Rändern von der häufigen Benutzung verkohlt. Sorgfältig setzen sie die geputzten Miesmuscheln auf das Brett. Mit dem "Scharnier" nach oben. Und in einer spiralförmigen Rosette. Das sieht hübsch aus, ein Mosaik in schwarz, lila und hellgrau.
Und während sich die Frauen bei ihrer Arbeit angeregt über Kinder, Schule und Männer unterhalten, stehen die Männer zusammen und philosophieren über die Unterschiede in der Spielkultur zwischen deutschem und französischem Fußball. Die Kinder springen die ganze Zeit unter den alten Kiefern herum und tragen die fingerlangen gelblichen Nadeln zu einem großen Haufen zusammen. Gleich geht's los! Die Frauen sind fertig mit ihrem Muschel-Mosaik. Ganz vorsichtig tragen Yves und Thomas das Brett auf die freie Fläche neben dem Kiefernnadelhaufen. Viele Hände schichten jetzt die Nadeln auf die Muscheln. Claude steht daneben, ausgerüstet mit einem Feuerzeug und einem Eimer Wasser. Sicherheitshalber!
"Attention", ruft er und zündet die Kiefernnadeln an. Es dauert nur eine paar Sekunden bis der Haufen drei Meter hoch in Flammen steht. Die Kinder sitzen im sicheren Abstand und schauen dem Funkenregen nach, der in dem Abendhimmel steigt. Nur fünf Minuten, und das Spektakel ist vorbei. Jetzt werden die Aschereste mit Pappkartons von den Muscheln gewedelt. Claude passt auf, dass die Glutreste keine neuen Feuer im Gras entfachen.
Aber jetzt wird gegessen. Das Brett wird doppelt vorsichtig zurück zu dem kleinen Tisch gehievt - keiner will sich verbrennen, und die Muscheln dürfen nicht umfallen. Das ist jetzt besonders heikel, weil die Muscheln durch die Hitze des Feuers gegart sind und sich alle geöffnet haben. Aber weil das "Scharnier" ja nach oben schaut, ist keine Asche ins Innere der Muschel geraten. Jetzt gibt's dazu für die Erwachsenen einen frischen, trockenen Sancerre, für die Kinder Wasser oder Orangina. Und es gibt die feinen Ficelles. Die sind so gemacht wie Baguettes, aber viel dünner und deshalb auch knuspriger. Die Muscheln schmecken herrlich - gegrillt eben. Die schmutzigen Finger sind dann völlig egal.
Und während der ggg dem interessierten Yves erklärt, wie der rheinische Fischeintopf geht, denkt Michelle mit ihren Schwestern laut darüber nach, wie apart sie den deutschen Bundestrainer Jogi Löw findet.
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