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Donnerstag, 23. Dezember 2010

Safari im Nationalpark Tsavo East

Ich weiß, ich weiß: Das hier ist ein Kochblog. Und jetzt kommt ein Reisebericht über eine Safari. Ich habe aber meinem Guide - Stephen Kenga Baya - versprochen, das zu veröffentlichen. Dazu missbrauche ich jetzt mal mein Blog. Und außerdem: Versprochen ist versprochen!

Tag 1

Nach einer unruhigen Nacht werde ich vor dem Wecker wach. Punkt 6 Uhr verlasse ich ohne Frühstück, aber mit gepackten Klamotten die Hotelanlage. Vor dem Hotel warten Stephen und John. Wir starten Richtung Tsavo Nationalpark.

Die Fahrt geht zunächst durch Mombasa, dann weiter über Mariakani, bis wir um 9.30 Uhr Halt machen in einem Touristenschuppen. Ich hole mir einen Kaffee und ein Snickers für den gröbsten Hunger. Nach Souvenirs steht mir momentan nicht der Sinn. Wenig später geht’s weiter. Um 10.15 Uhr erreichen wir dann endlich den Eingang von Tsavo Ost.

Das Dach vom Minibus wird geöffnet, und los geht die Fahrt. Der Nationalpark ist grün, weil es 2 Wochen zuvor geregnet hat und der Boden blutrot durch den hohen Eisengehalt. John erzählt mir die Geschichte vom „Geist“ und der „Dunkelheit“, den beiden mähnenlosen Menschenfresser-Löwen, die Ende des 19. Jahrhunderts zwei Jahre lang den Bau einer Eisenbahnbrücke über den Tsavo-River sabotiert haben, indem sie die Arbeiterbelegschaft systematisch dezimierten. Die gleichnamige Verfilmung mit Val Kilmer und Michael Douglas kannte John jedenfalls nicht.


Auf dem Weg zu Galdessa passieren wir den Aruba-Damm, der zur Tränke der Wildtiere angelegt wurde. Dort treffen wir auf Gazellen, Zebras und eine Warzenschweinfamilie. Später sehen wir einen prächtigen Giraffenbullen direkt an der Straße.

Weiter führt uns der Weg vorbei an den Lugard Falls, bis wird gegen 13.30 Uhr Galdessa erreichen. Und das ist wirklich unfassbar schön gelegen am Galana-River. Eingerahmt von Dattelpalmen reihen sich insgesamt 15 strohgedeckte Bungalows etwas erhöht am Flussufer entlang. Jede Hütte ist zum Fluss hin offen und ausgestattet mit einer Veranda. Zwei Betten mit Moskito-Netzen, ein Tisch und zwei Stühle – mehr Einrichtung gibt’s nicht. Dahinter befinden sich Bad und Toilette. Als Dusche fungiert ein Eimer mit Duschkopf, der je nach Gusto des Personals mit kaltem oder warmem Wasser aufgefüllt wird. In einem winzigen Anbau ist die Toilette angesiedelt. Alles überaus putzig und zugleich afrikanisch stylig.


Zur Begrüßung reicht die offenbar italienisch-stämmige Managerin kalte feuchte Tücher für Hand und Gesicht sowie ein Glas Fruchtsaft. Außer einem englischen Ehepaar sind wir hier die einzigen Gäste. John muss übrigens draußen bleiben. Wir bekommen ein Mittagessen, europäischer Stil mit einem Hang zur italienischen Küche.



Dann übernimmt Daido, der uns auf dem Gelände keinen Schritt alleine lässt. Abends sorgen mit Speer und Taschenlampe bewaffnete Massai für Sicherheit. Ich habe auch stets das Gefühl, dass das wirklich nötig ist. Denn der Kontakt mit der Natur ist hier unmittelbar. Im Fluss vor uns tummeln sich die Flusspferde, darunter einer Kuh mit Nachwuchs, auf der Sandback räkelt sich ein Krokodil. Daido weist mir meinen Bungalow zu und überlässt mich quasi meinem Schicksal. Ich packe schnell aus und setze mich auf die Veranda. Mir fällt auf, wie still es ist an diesem Ort, der so weit weg ist von der Zivilisation, dass hier nur Wind, Fluss und Tiergeräusche zu hören sind – letztere teilweise echt brachial! Ich kann mir gut vorstellen, dass das nicht jedermanns Sache ist, aber ICH genieße jede Sekunde.


Um 16 Uhr starten wir nach einem Kaffee unseren Sundowner Game Drive. Und der führt uns zum Voi Gate und wieder zurück durch das Voi Valley. Landschaftlich ist dieser Teil von Tsavo East sehr schön. Wir sehen die berühmten roten Elefanten. Eine Leitkuh ist gar nicht so begeistert und plustert sich drohend auf, weil zur Herde ein Kalb gehört – immerhin nur 3 m vom Auto entfernt.


Bis auf Gnus begegnen wir quasi jeder Antilopen-Art: Kudu, Wasserbock, Impala, Oryx, Grand Gazelle und das winzige immer paarweise auftretende Digdig! Plötzlich sehen wir 500 Meter entfernt an die 20 Busse stehen. Da müssen Löwen sein – das absolute Highlight für jeden Safari-Bucher! Die Fahrer haben offenbar Verbindung miteinander via CB-Funk. Wir sehen keine Löwen und drehen etwas enttäuscht ab. Aber nur 2 km weiter haben wir Glück: vier Löwinnen etwa 50 Meter von der Straße entfernt. Mit Zoom kommen sogar ganz akzeptable Fotos raus.



Nun gibt John aber Gas, damit wir vor Einbruch der Dunkelheit wieder im Camp sind. Das klappt auch.
Zusammen mit Stephen nehme ich das Abendessen in der afrikanisch-eleganten Lounge ein. Ich frage den Kellner, ob der Koch Italiener ist, weil es als Vorspeise perfekte Cannelloni gibt. „No, but he worked for several years at Malindi!“ Na, wenn das keine Referenz ist?! Wir bekommen Gesellschaft von einer freundlich wirkenden Tüpfel-Hyäne, die vom Essensgeruch angelockt worden ist. Im Verlauf der Zeit wird sie richtig lästig und taucht immer wieder auf. Irgendwie bekommen das die Massai dann in den Griff.

Gegen 22 Uhr bringt mich Daido und einer der Massai zum Bungalow. Ich sitze bestimmt noch eine Stunde bei völliger Dunkelheit auf der Veranda und schau den Flusspferden beim Unterwassergrasen zu. Dann leg ich mich ins Bett und schlafe trotz der imposanten Geräuschkulisse bald ein.


Tag 2

Morgens um 5.30 Uhr soll Daido mich wecken, weil wir früh losfahren wollen. Geweckt werde ich aber von einem Tier, das sich neben dem Bungalow, vielleicht 2 m von meinem Bett entfernt geräuschvoll juckt. Es muss ein größeres Tier gewesen sein, ich hab‘s aber nicht gesehen.



Wir bekommen ein gutes Frühstück mit Omelett, Früchten und allem, was das Herz begehrt. Und dann verlassen wir nach viel zu kurzer Zeit Galdessa. Um 10.15 Uhr müssen wir auch den Park verlassen, weil sonst eine neue Tages-Gebühr fällig wird. Und da gilt kein „Hakuna Matata“! Auf der Liste der Tiere, die ich gesehen habe, kommen Wasserbüffel, ein männlicher Strauß und ein paar Schakale hinzu.


Wir verlassen den Park über die Voi Gate, fahren über die Nairobi Malindi Highway bis Mariakani und biegen dann ab auf einen Straßenabschnitt, der sich Mariakani-Kilifi-Project nennt. Wie der Name schon vermuten lässt, ist das eine einzige Baustelle, an der eine Buckelpiste entlang führt – schlimmer als die Straßen im Nationalpark. Immerhin lerne ich so ein für mich neues Gesicht von Kenya kennen. Denn wir fahren an zahllosen Dörfern vorbei, winkende Kinder, die sich maßlos freuen, wenn man zurückwinkt und „Jambo“ ruft. Ein Gefühl der Idylle will sich bei mir aber nicht einstellen. Diese Lebensverhältnisse sind einfach Lichtjahre entfernt von europäischen Maßstäben. Anlass genug, drüber nachzudenken, mit welchen Luxus-Problemen WIR uns herumschlagen. Ich empfinde die Fahrt als sehr anstrengend und bin deshalb auch ein bisschen froh, als wir um 13.30 Uhr endlich Kilifi und Baobab Sea Lodge erreichen.


Wer Lust bekommen hat: www.kenya-inside.de

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